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Unia: Erfolgsmodell Flexibles Rentenalter ab 60 auf dem Bau



Gewerkschaft Unia

02.07.2008, Vor fünf Jahren, am 1. Juli 2003, kamen die ersten Bauarbeiter in den Genuss der von den Gewerkschaften erkämpften Frühpensionierungslösung auf dem Bau. Vom flexiblen Altersrücktritt (FAR) haben seither bereits 5853 Bauleute zwischen 60 und 65 Jahren profitiert. Nicht weniger als 3573 beziehen zur Zeit eine Überbrückungsrente in der Höhe von durchschnittlich 4400 Franken.


An einer heute in Bern durchgeführten Pressekonferenz bilanzierte Hansueli Scheidegger, Sektorleiter Bau der Unia und Stiftungsratsmitglied der Stiftung FAR, die gemachten Erfahrungen. «Ähnlich wie die AHV und im Gegensatz zu allen Pensionskassenlösungen funktioniert der FAR dank dem angewendeten Umlageverfahren effizient, mit sehr geringen Verwaltungskosten und konnte rasch die vollen Leistungen erbringen», so Scheidegger. Die Stiftung hat in fünf Jahren insgesamt 1,1 Milliarden Franken an Beiträgen eingenommen und einen Kapitalstock von aktuell rund 600 Millionen Franken angehäuft. Eine halbe Milliarde Franken wurde bereits als Renten ausgezahlt.

Dieser Erfolg hat inzwischen auch die Arbeitgeberseite überzeugt, welche sich ursprünglich vehement gegen die Schaffung des FAR gewehrt hatte: «Mittlerweile musste die Mehrheit der Verantwortlichen der rund 6700 GAV-FAR unterstellten Betriebe einsehen, dass diese Einrichtung finanziell solide und wirtschaftlich tragbar ist und letztlich auf beiden Seiten nur Gewinner schafft», resümiert Scheidegger. Der 2002 mit einem nationalen Branchestreik durchgesetzte FAR zeigt für ihn «dass eine zum gemeinsamen Kampf bereite Arbeitnehmerschaft gerechtfertigte Forderungen und sozialen Fortschritt gegen hartnäckigen Arbeitgeber-Widerstand durchsetzen kann.»

Sozialversicherungsrechtlich tragfähige Lösung

Zu einer sehr positiven Einschätzung der Frühpensionierungslösung auf dem Bau kommt ebenfalls der Jurist Stefan Keller, der an der Universität Freiburg mit seiner rechtswissenschaftlichen Dissertation zum Thema: «Der flexible Altersrücktritt im Bauhauptgewerbe. Ein Beitrag zur Überwindung der Suche nach dem «richtigen» Rentenalter in der Schweiz» für Aufsehen gesorgt hat. Er bezeichnet die im Bau gefundene Lösung als «überzeugende sozialpartnerschaftliche Antwort auf das politische Rentenalter-Patt». Der FAR habe für die Bauarbeiter «eine unwürdige Situation» beendet: «Bauarbeiter sind unbestrittenermassen bereits vor dem Rentenalter 65 verbraucht. Bis anhin wurden sie oftmals invalidisiert, bezogen also Leistungen der Invalidenversicherung oder Gelder der Arbeitslosenkasse.»

Die als Rentenwert-Umlageverfahren ausgestaltete Finanzierung, die sozialpartnerschaftliche Finanzierung, das vergleichsweise tiefe flexible Rentenalter bei 60 Jahren und großzügige Rentenleistungen machen gemäss Keller dieses System auch aus sozialversicherungsrechtlicher Perspektive interessant und zum Vorbild für vergleichbare Branchenlösungen: «Arbeit im Alter kann vom Gesetzgeber nicht verordnet werden, schon gar nicht mit einer Erhöhung des Rentenalters, sie muss arbeitsgeberseitig gefördert werden. Dort, wo dies nicht sinnvoll und zielführend erscheint, zeigt der GAV FAR eine taugliche Lösung eines vorzeitigen Austritts aus dem Erwerbsleben auf.»

Initiative der Gewerkschaften bringt Lösung für alle

SGB-Präsident Paul Rechsteiner bezeichnete den erfolgreichen Kampf der Gewerkschaften für das flexible Rentenalter auf dem Bau ebenfalls als wegweisend. «Auch in der Pflege, im Verkauf und im Gastgewerbe, um nur einige Beispiele zu nennen, leisten Frauen und Männer schwere und belastende Arbeit, die oft dazu führt, dass die Betroffenen unfreiwillig vor dem ordentlichen Rentenalter ausscheiden. Auch die Beschäftigten in diesen Branchen sind auf eine Frühpensionierungsmöglichkeit dringend angewiesen.» Nur das flexible Rentenalter in der AHV garantiere allen Arbeitnehmenden das Recht auf Frühpensionierung, erläuterte Rechsteiner mit Blick auf die bevorstehende Volksabstimmung über die SGB-Initiative für ein flexibles AHV-Alter. Rechsteiner: «Das Ziel ist – wie vor sechs Jahren auf dem Bau – realistisch und erreichbar.»


Hinweis der Redaktion: Die Bildrechte liegen beim jeweiligen Herausgeber.



Über Gewerkschaft Unia:

Die Unia vertritt die Interessen aller Arbeitnehmenden der Privatwirtschaft, berät ihre Mitglieder, bietet ihnen Rechtsschutz und weitere Dienstleistungen. Sie zählt rund 200‘000 Mitglieder. Zudem führt die Unia die grösste Arbeitslosenkasse der Schweiz.

Die Unia organisiert die Arbeitnehmenden der Sektoren Industrie, Gewerbe, Bau und private Dienstleistungen. 200'000 Mitglieder schliessen sich in der Unia zusammen. Sie sind in 13 Regionen mit 43 Sektionen und rund 110 lokalen Sekretariaten gegliedert.


Hinweis: Der Über-uns-Text stammt aus öffentlichen Quellen oder aus dem Firmenporträt auf HELP.ch.


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